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Weisst du eigentlich, was ein Szenograf oder Szenografin so macht?

Nein, Szenografie hat nichts mit Bühnennebel oder Kostümperücken zu tun, auch wenn plötzlich eine Wand mehr Drama macht als eine Telenovela. Szenografie ist die Kunst, Inhalte räumlich erlebbar zu machen. Ein bisschen Architektur, ein Hauch Theater, eine Prise Storytelling und ganz viel Gespür für Menschen.

Ein:e Szenograf:in ist nicht nur Gestalter:in, sondern vielmehr Übersetzer:in: komplexe Inhalte werden in begehbare Räume, abstrakte Ideen in konkrete Erlebnisse und trockene Fakten in greifbare Emotionen verwandelt. Dabei stehen nicht die Quadratmeter im Mittelpunkt, sondern Dramaturgie, Atmosphäre und Interaktion.

Gute Szenografie erkennt man daran, dass man sie nicht sofort erkennt. Man ist einfach mittendrin. Man verlässt den Raum anders, als man ihn betreten hat – mit neuen Gedanken, einem Lächeln, manchmal sogar Gänsehaut.

Einer dieser Menschen, der Räume mit Leben füllt, ist Ronny Portmann. Seit mehr als sieben Jahren bringt er seine Leidenschaft als Szenograf und Projektleiter bei Steiner Sarnen Schweiz ein – mit viel Hingabe und Kreativität.


Warum bist du Szenograf geworden?

«Ich bin irgendwie hineingerutscht – aber auf die gute Art. Ich habe gemerkt, dass mich Räume interessieren, die etwas erzählen, die nicht nur rein funktional sind. Szenografie hat mir plötzlich erlaubt, meine Leidenschaft für Architektur, Geschichten und Atmosphäre zu verbinden.»

Was fasziniert dich an deiner Arbeit am meisten?
«Kein Projekt ist wie das andere. Ich bewege mich ständig zwischen verschiedenen Welten: Geschichte, Technik, Kunst, Markenidentität, Emotion. Dass ich Räume bauen darf, die Menschen berühren – und sei es nur für einen kurzen Moment. Ich liebe diese Mischung aus Idee und Handwerk, aus Denken und Machen.

Mit welchen Klischees musst du als Szenograf kämpfen?
«Dass wir "Dekorateur:innen" sind, die ein bisschen mit Stoffen und Licht spielen. Viele wissen nicht, wie viel konzeptionelle, inhaltliche und logistische Arbeit hinter einer Inszenierung steckt – und wie eng wir mit Historiker:innen, Techniker:innen, Designer:innen oder Kurator:innen zusammenarbeiten.»

Welches Projekt würde dich total reizen?
«Ein Projekt, das radikal interdisziplinär ist – das Grenzen sprengt – zwischen Ausstellung, Theater, Gaming und Realität. Ein Ort, an dem sich der starre Raum auflöst und zur Erfahrungsmaschine wird.»

Wie alles begann – Die Geschichte der Szenografie
Szenografie – das klingt modern, ist aber alles andere als neu. Ihren Ursprung hat sie im antiken Theater Griechenlands: Dort wurden Bühnenräume gebaut, um Geschichten atmosphärisch zu unterstützen. Der Begriff «skenographia» bezeichnete die Darstellung der Szene.

Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus eine Kunstform, die weit mehr als Kulisse war. Im Barock bewegten sich Bühnenbilder mechanisch, in der Renaissance spielte Perspektive eine grosse Rolle. Seit den 1990er-Jahren hat sich Szenografie vom Theater emanzipiert und erobert neue Räume: Museen, Ausstellungen, Markenwelten, Erlebnisorte. Statt reiner Informationsvermittlung geht es heute mehr um emotionales Erleben – interaktiv, immersiv, multisensorisch.


Schweizer Paraplegiker-Stiftung Besuchszentrum


Ein Projekt von Ronny Portmann befindet sich in Nottwil im Luzerner Mittelland. Dort hat er für Steiner Sarnen Schweiz die szenografische Erlebniswelt «ParaForum» mitgestaltet. Im Besuchszentrum der Schweizer Paraplegiker Stiftung erleben Personen ohne Mobilitätseinschränkung den Alltag von Menschen mit Querschnittlähmung in einer inszenierten Wohngemeinschaft.

Ein besonderes Merkmal der Ausstellung ist die detailgetreue Gestaltung der Räume, die auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden abgestimmt sind. So können Nichtbetroffene die Perspektive von Menschen im Rollstuhl hautnah erleben – etwa das Öffnen eines Kühlschranks oder das Bedienen eines Backofens. Diese interaktiven Elemente fördern das Verständnis für die Lebensrealität und die Herausforderungen im Alltag von Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Im Rahmen ihres 50-jährigen Jubiläums plant die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) eine Sonderschau an der OLMA in St. Gallen vom 9. bis 19. Oktober 2025. Diese Ausstellung, konzipiert von Steiner Sarnen Schweiz, soll als Auftakt für eine geplante Wanderausstellung dienen, die das Thema Paraplegie weiter in den Fokus der Öffentlichkeit rücken will.

www.paraforum.ch